Japan und der Westen: ein Doku-Comic zur historischen Aufarbeitung

Veröffentlicht von Katja Feuerstein am

Anne Frank im Land der Mangas – App Screenshot
Anne Frank im Land der Mangas – App Screenshot
Anne Frank im Land der Mangas – App Screenshot

Zeitdokument und Bestseller: Als Manga avancierte “Das Tagebuch der Anne Frank” in Japan zum Verkaufserfolg. Ein Grund für französische Reporter, nach den Hintergründen dieser Erfolgsstory zu suchen. Resultat ihrer Recherchereise in Japan ist der in Ich-Perspektive erzählte interaktive Doku-Comic “Anne Frank im Land der Mangas – App”. Liebevoll gestaltete Zeichnungen, Fotos sowie Originalaufnahmen in Ton und Bild vermitteln dabei die Vorstellungen der heutigen japanischen Gesellschaft von der eigenen Rolle in der Geschichte. Diesmal erzählt Guillaume Podrovnik, Teil der Redaktion und Produzent, von einer ungewöhnlichen Spurensuche im “Land der Mangas”.

Was war der Anlass für die Konzeption Ihres Angebots?
Zeitunglesen. Der Autor und Journalist Alain Lewkowicz hatte in der Zeitung erfahren, dass es ein Anne-Frank-Denkmal in der Präfektur von Hiroshima gibt. Das gab ihm die Idee, einen Bogen zu spannen zwischen den sehr unterschiedlichen Auffassungen und Missverständnissen,  die die westliche Welt und Japan gegenüber der Vergangenheit und dem Zweiten Weltkrieg haben. Die Existenz des Denkmals an diesem besonderen Ort der japanischen Geschichte hat seiner Auffassung nach gezeigt, dass es hier ein Terrain mit gemeinsamen universellen Werten gibt, auch wenn dieses voller Minen steckt.

Was und welche Zielgruppen wollen Sie mit Ihrem Angebot erreichen?
Im Unterschied zu einem Fernsehprogramm versucht man im Internet immer verschiedene Zielgruppen anzusprechen. Das Thema von Anne Frank im Land der Mangas spricht potenziell extrem verschiedene Communities an, von Comicliebhabern bis hin zu Geschichtsliebhabern. Mangas haben eine große und aktive Fancommunity im Internet. ARTE, und seine Website, hat ein regelmäßiges Publikum für sein Geschichtsangebot, und außerdem gibt es eine wachsende Gemeinde, die sich für neue Formate und interaktives Storytelling interessiert. Wichtig war, glaube ich, über das traditionelle ARTE-Publikum hinaus neue Zielgruppen anzusprechen, und das haben wir erreicht.

Anne Frank im Land der Mangas – App Screenshot

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Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfuhren?
Da wir, im Gegensatz zu unserem Koproduzenten ARTE, in Deutschland bisher noch nichts produziert haben, waren wir natürlich extrem überrascht und die Freude war sehr groß. Für uns ist das eine Premiere und wir sind glücklich, dass dieses Thema, das wir von vornherein für sehr universell hielten, auch tatsächlich in Deutschland Zuspruch gefunden hat.

Was bedeutet die Nominierung für die zukünftige Entwicklung Ihres Angebots?
Interaktive Programme für das Internet schaffen es oft nicht, ein breites Publikum anzusprechen und werden vor allem von denjenigen, die beruflich damit zu tun haben, angeschaut. Es ist daher extrem wichtig, die Wahrnehmung für diese Projekte über mehrere Monate hinweg aufrecht zu erhalten. Preise und Festivals sind deshalb die beste Möglichkeit, diese Aufmerksamkeit zu bekommen und neues Publikum dazuzugewinnen. Die Nominierung hat uns davon überzeugt, dass sich die lange und aufwendige Produktionsphase gelohnt hat und dass wir weiter machen müssen. Wir werden also weiterhin Webdokus und andere interaktive Sonderbarkeiten in diesem Stil herstellen.

Weitere Statements der anderen Nominierten finden Sie hier


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