Philosophie im Zwiegespräch: über das Netz direkt ins Ohr

Veröffentlicht von Katja Feuerstein am

Patrick Breitenbach und Nils Köbel von Soziopod Foto: Grimme-Institut/Arkadiusz Goniwiecha
Patrick Breitenbach und Nils Köbel von Soziopod Foto: Grimme-Institut/Arkadiusz Goniwiecha
Patrick Breitenbach und Nils Köbel von Soziopod Foto: Grimme-Institut/Arkadiusz Goniwiecha

Macht, Religion, Identität, Marx oder Adorno: In ihrem thematisch breitgefächerten “Soziopod“-Podcast beleuchten die beiden Autoren Nils Köbel und Patrick Breitenbach soziologisch und philosophisch relevante Themen, unterhaltsam, verständlich und aus unterschiedlichen Perspektiven. Jetzt wurden sie dafür mit einer Nominierung in der Kategorie Wissen und Bildung belohnt.

Was war der Anlass für die Konzeption Ihres Angebots?
Das Ganze kam nicht von ungefähr. Nils Köbel und ich kennen uns noch aus Schulzeiten, sind lange befreundet und haben immer schon gern philosophische Gespräche geführt. Im Vorfeld der ersten Sendung haben wir auch nicht so viel geplant. Das Format Podcast haben wir aber bewusst gewählt, weil es als reines Audioformat die Dialoge am besten wiedergeben kann und keine Ablenkung wie bei einer TV-Sendung erzeugt wird. So kann man sich besser auf das geführte Gespräch konzentrieren oder es bequem nebenbei, etwa beim Autofahren, hören. Außerdem wäre es unmöglich, einen so langen und mit solcher Dynamik geführten Dialog in Textform darzustellen. Daher der Podcast. Thematisch haben wir uns dabei am Hörsaal in der Universität orientiert. Aber anders als in der Vorlesung sollte das Ganze nicht frontal sein, sondern den Zuhörern ein interaktiveres Gefühl des Dabei-Seins vermitteln. Dass uns das gelungen ist, bestätigen die vielen Rückmeldungen, speziell von Studenten, die meinen, es fühlte sich so an, als ob man bei uns mit im Wohnzimmer säße und den Dialog zwischen uns beiden hautnah miterleben würde.

Was und welche Zielgruppen wollen Sie erreichen?
Alle Menschen, die sich für größere Themen interessieren, die in üblichen Talkshows eventuell nicht die gebührende Tiefe erhalten. Besonders wollen wir gesellschaftlich relevante Debattenthemen einmal anders angehen. Wir sehen es als einen Versuch und eine Herausforderung, abgehobenen philosophischen Theorien Bodenhaftung zu geben, indem wir sie ein bisschen populärer aufzubereiten, aber eben nicht platt. Das ist immer ein Spagat. Die Themen ergeben sich entweder durch unsere universitäre Arbeit, aktuelle öffentliche Diskussionen oder spontan nach eigenem Gusto. Wichtig ist uns, den Hörer stärker einzubinden und, dass wir zum jeweiligen Gegenstand fundiert etwas sagen können, wobei die Spontaneität nicht verloren gehen darf. Anders gesagt, bereiten wir uns immer fachlich auf das Thema vor. Aber es gibt keine Vorbesprechung in dem Sinne, was jedoch, denke ich, den Reiz der Sendung ausmacht. Einzig ein gewisses Bildungsniveau, einen akademischen Hintergrund oder zumindest die Bereitschaft, sich auf anspruchsvollere Themen einzulassen, sehe ich als Voraussetzung. Deshalb würde ich unser Publikum, vom Mindestalter her, bei den Jugendlichen oder jungen Erwachsenen ansetzen, nach oben sind natürlich alle Grenzen offen.

Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfuhren?
Als der Anruf mich zuhause erreichte, habe ich im ersten Moment jubeln müssen, so groß war die Freude. Ich empfinde die Nominierung als extrem große Wertschätzung, da wir Soziopod nur nebenbei und nicht-kommerziell betreiben, aus Spaß an der Freude. Bisher haben wir diese Honorierung nur von Seiten unserer Fans bekommen und nun von einer renommierten Stelle wie dem Grimme Online Award. Das ist, als ob ein großer Fan uns belohnen würde. Wir sehen darin eine riesige Chance, dass unser bisheriges hobbymäßiges Projekt gepusht werden kann. Das ist absolut gigantisch, dass zwei Leute, die von ihrer heimischen Couch aus sprechen, so viel Resonanz erhalten. Gleichzeitig haben wir durch die Nominierung ein Mehr an positiver Rückmeldung nicht nur aus dem persönlichen Umfeld und den Fans bekommen, sondern auch von der Podcaster-Szene selbst, was uns besonders mit Stolz erfüllt, auch, weil die sonstige Medienresonanz häufig von großen Angeboten überstrahlt wird. Daher sehen wir die Nominierung als ein starkes Signal, dass nun ein kleineres Format und dann ausgerechnet ein Audiopodcast berücksichtigt wird.

Was bedeutet die Nominierung für die zukünftige Entwicklung Ihres Angebots?
Die Nominierung unseres Angebotes hat uns in jedem Fall ermutigt, uns noch mehr ins Zeug zu legen. Sie hat unsere Fantasie angeregt und uns darin bestärkt, das Projekt nicht nur einfach fortzuführen. In näherer Zukunft planen wir, den interaktiven Part auszuweiten. Was wir uns vorstellen könnten, wäre eventuell mehr Leute, z.B. einen Wissenschaftler, in die Sendung einzubinden und eine Dreierrunde zu bilden. Call-In-Sendungen zu veranstalten, hatten wir auch im Kopf, was aber technisch bislang noch schwierig umzusetzen ist. Es wäre toll, wenn die Hörer später vielleicht einmal Audio-Kommentare neben dem bisherigen schriftlichen Feedback hinterlassen könnten. Zu überlegen wäre auch, unsere Sendung noch durch Material in Textform zu erweitern. Da diese Pläne jedoch mit einem gewissen Zeit- und Kostenaufwand verbunden sind und wir Soziopod nur nebenbei betreiben, steht das aber leider alles noch in den Sternen. Eins aber ist sicher: das bisherige Podcast-Format soll bleiben.

Wie Soziopod philosophische und soziologische Themen via Podcast in eine preiswürdige Form gießt, erläutert Patrick Breitenbach hier:

Weitere Statements der anderen Nominierten finden Sie hier.


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