Alzheimer: Erfahrungen in Worte fassen

Veröffentlicht von Rebekka Martin am

Screenshot “Alzheimerblog’s Blog”

“Alzheimerblog’s Blog” von Noga Reuveni zeigt, was im Web in besonderer Weise möglich ist: aus eigener Erfahrung heraus ein relevantes Angebot für Betroffene zu schaffen. Noga Reuveni berichtet über eigene Erfahrungen mit ihrer demenzkranken Mutter und reichert ihre persönlichen Schilderungen mit gezielten Information an: Hinweise auf überregionale Veranstaltungen, Buchrezensionen oder Film- und Fernsehkritiken zum Thema Alzheimer.

Sind Sie von der Nominierung überrascht worden oder haben Sie ihr Angebot selbst vorgeschlagen?

Ich war total überrascht und bin völlig geplättet. Ich habe relativ spät erfahren, dass “Alzheimerblog’s Blog” vorgeschlagen wurde. Man kann ja nachvollziehen, wer auf das Blog zugreift. Aber selbst als ich die Mail mit der Bitte nach meiner Telefonnummer erhielt, habe ich noch nicht geschaltet. Ich fasse es immer noch nicht ganz, zumal es viele Angebote gibt, die technisch einen ganz anderen Standard haben. Ich schreibe ja nur meine Gedanken nieder und schieße Fotos mit der Kamera. Es ist natürlich ein Nischenthema, und wenn Leute nicht direkt davon betroffen sind, herrscht oft eine Tabuisierung. Inzwischen wird aber nach und nach offener damit umgegangen.

Wie ist Ihr Angebot entstanden?

Als ich meine erkrankte Mutter zu mir in die Stadt holte, habe ich mit dem Bloggen angefangen. Ich war damit konfrontiert, vieles für sie übernehmen zu müssen und habe sie bis zu ihrem Tod begleitet. Das Schreiben stellte eine Entlastung dar. Auch weil oft die Frage nach dem Befinden meiner Mutter aus dem Ort, wo sie gelebt hat, kam. Bei meinen Recherchen sind mir verschiedene Angebote oder Filme und Bücher begegnet. Über solche Dinge verfasse ich auch Beiträge. Durch die Betroffenheit von manchen Lebenssituationen entwickelt sich ein anderer Radar und die Wahrnehmung im Alltag verändert sich. Außerdem muss man sich mit vielen Dingen rumschlagen, wie beispielsweise der Suche nach einem guten Pflegeheim. Da habe ich verschiedene Kriterien herausgearbeitet. Bei meiner Mutter kam es auch zu einem Heimwechsel. Ich denke, dass es sinnvoll ist, diese Dinge aufzuschreiben, um anderen bei ähnlichen Problemen zu helfen. Mein Ziel war es aber nicht, ein Informationsangebot über Alzheimer zu schaffen. Der Informationsaspekt war eher ein Nebeneffekt.

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus und wer ist daran beteiligt?

Gelegentlich stellt mir jemand Fotos zur Verfügung oder schreibt einen Gastbeitrag. Ansonsten blogge ich alleine. Da meine Mutter inzwischen nicht mehr lebt, ist die Frequenz nicht mehr so häufig wie davor. Aber immer, wenn mir etwas begegnet, schreibe ich es auf. In meinem Archiv liegen auch noch viele Themen, die auf eine Veröffentlichung warten. Die Ideen gehen nicht aus, aber der zeitliche Aspekt spielt ja auch eine Rolle. E-Mails mit Fragen beantworte ich immer und mache, wenn es sinnvoll ist, auch einen Beitrag daraus.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich würde mich freuen, wenn mehr Leute Kommentare hinterlassen. Ansonsten habe ich noch viele Ideen, die ich in der nächsten Zeit gerne umsetzen würde. Zum Beispiel möchte ich gerne eine Interviewreihe mit Menschen realisieren, die im weitesten Sinne beruflich mit Demenzbetroffenen zu tun haben. Außerdem könnte ich mir eine Vernetzung mit thematisch ähnlichen Blogs vorstellen, um gemeinsam Themen anzugehen und Bloggertreffen zu organisieren.


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