Unabhängige Medienkritik

Veröffentlicht von Interviews Nominierte 2018 am

Screenshot: Website "Übermedien"
Screenshot: Website "Übermedien"
Screenshot: Website “Übermedien”

Mit ihrem Webangebot “Übermedien” berichten Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz gemeinsam mit weiteren Autoren über Medien. Seit der Gründung vor zwei Jahren ist “Übermedien” eine zuverlässige Quelle für Medienkritik die sich an ein allgemeines Publikum richtet.

“Übermedien” ist für den Grimme Online Award 2018 in der Kategorie Information nominiert. Mitbegründer Boris Rosenkranz spricht im Interview über die Ziele, Besonderheit und Finanzierung von “Übermedien” und erklärt, was für einen Journalismus er sich wünscht.

Welches Ziel verfolgt ihr mit eurem Angebot “Übermedien”?

Wir wollen unabhängige Medienkritik bieten. Als wir uns vor zwei Jahren gegründet haben, kamen ja die ganzen Begriffe wie Lügenpresse und Fake News auf. Da wollten wir einfach ein Medienmagazin bieten, dass sich unabhängig und professionell mit den Fehlern der Medien und ihre Berichterstattung befasst.

Wodurch zeichnet ihr euch mit eurer Medienkritik besonders aus?

Was uns stark macht ist, dass wir eben unabhängig sind. Wir werden von unseren Leserinnen und Lesern finanziert und hinter uns steht kein großer Verlag, Sender oder irgendeine Partei. Das zeichnet uns aus. Für uns funktioniert Medienkritik auch so am besten, weil wir eben sehr frei in unserer Entscheidung sind. Wir bestimmen, was relevant ist und bringen es dann bei uns auf die Seite. Das ist unser großes Pfund.

Übt ihr nur negative Kritik aus oder gibt es auch Lob?

Es gibt auch Lob. Wir haben auch eine kleine Rubrik auf unserer Seite, wo wir Sachen empfehlen. Allerdings müssen wir da aber wiederum ganz selbstkritisch sagen, dass unser Hauptaugenmerk tatsächlich auf den Sachen liegt, die schief laufen. Diese Fehler stellen wir dann richtig. Über dem ganzen steht aber natürlich immer die Frage, was für einen Journalismus wir wollen.

Screenshot: Website "Übermedien"

Screenshot: Website “Übermedien”

Was für einen Journalismus wollt ihr denn?

Einen Journalismus, der unabhängig über gesellschaftlich und politisch relevante Themen aufklärt und Hintergründe aufzeigt. Vor allem im Zeiten des Internets ist die Aufgabe von Journalisten aus der ganzen Flut an Informationen unabhängig zu zeigen, was man wirklich wissen muss. In den Onlinemedien ist das häufig nicht der Fall. Da werden Sachen ohne weiteres weitergetrieben, die unbestätigt oder ungeprüft sind. Und da, so finden wir, muss ein bisschen mehr Ruhe rein. Es soll auf jeden Fall ein Journalismus sein, der die Leserschaft letztlich klüger macht.

Wie finanziert ihr euer Angebot? Reicht das?

Wir finanzieren uns über unsere Abonnenten. Hierbei gibt es verschiedene Stufen: Das kleinste Abo ist das Zuschauer-Abo. Dann gibt es das Unterstützer-Abo und das größte ist das Intendanten-Abo. Inzwischen haben wir mehr als 2500 Abonnenten und die Kurve zeigt weiterhin nach oben. Zudem kommt es manchmal vor, dass Verlage unsere Texte kaufen. Das reicht jetzt, um das zu machen was wir gerade machen. Aber gerne wollen wir noch mehr machen.

Boris Rosenkranz, Mitbegründer von "Übermedien", vor einem Rollup des Grimme Online Award; Foto: Rainer Keuenhof/Grimme-Institut

Boris Rosenkranz, Mitbegründer von “Übermedien”; Foto: Rainer Keuenhof/Grimme-Institut

Welche Baustellen bzw. Hindernisse gibt es noch zu bewältigen?

Wir wollen nicht nur die ganze Zeit rummäkeln, sondern auch zeigen, wo es tollen Journalismus gibt wie aufregende Reportagen oder lesenswerte Dokumentationen. Ansonsten möchten wir den Überhang der Texte durch Videos ausgleichen. Das ist momentan wegen Zeitproblemen nicht möglich. Dafür brauchen wir auch mehr Leute. Unser größter Wunsch ist aber, dass wir bekannter werden.

Wenn ihr alle Medien flächendeckend kritisiert, könnt ihr dann überhaupt noch für andere arbeiten? Möchtet ihr das noch?

Ja, sowohl Stefan Niggemeier, mein Mitbegründer, und ich arbeiten ab und an für andere Medien. Ich arbeite zum Beispiel als freier Autor für den Norddeutschen Rundfunk. Ich glaube, das hängt auch weniger von uns ab als von der anderen Seite. Journalisten sind generell sehr empfindlich, wenn es um Kritik an ihnen geht, obwohl sie sehr oft selber an alle anderen Kritik äußern. Deswegen gibt es mit Sicherheit den einen oder anderen, der aufgrund unserer Kritik eingeschnappt ist und deswegen nicht möchte, dass wir für ihn arbeiten. Das ist dann so. Es ist aber auch ein bisschen bedauerlich, weil man als Journalist – so finden wir – kritische Fragen über sich selbst ergehen lassen muss. Ich habe aber nicht die Befürchtung, dass ich nirgendwo mehr unterkomme, falls ich mit “Übermedien” aufhören sollte.

Das Interview führte Mine Aktas

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Die Videos entstanden im Rahmen der medienpraktischen Seminare des Masterstudiengangs International Media Studies (IMS) der DW-Akademie.


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