Satire ernst gemeint: das andere Nachrichtenmagazin

Veröffentlicht von Katja Feuerstein am

Postillon Screenshot
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Täglich frische Artikel und Lacher, das produziert Stefan Sichermann mit seiner satirischen Tageszeitung “Der Postillon” seit “1845″, genauer seit 2008. Seitdem hat sich das Angebot ständig weiterentwickelt und demonstriert auf hohem Niveau, wie sich durch Witz und Satire herkömmliche Nachrichten ganz anders rezipieren lassen. Eine Nominierung in der Kategorie “Information” folgte.

Was war der Anlass für die Konzeption Ihres Angebots?
Der Postillon ist recht zufällig entstanden und war wohl der Tatsache geschuldet, dass ich auf Arbeit nicht so viel zu tun hatte. Ich arbeitete damals noch in einer Werbeagentur, mein Traum war es aber eigentlich, Journalist zu werden. Mein Kollege schrieb damals gerade an einem Blog und nervte mich ein wenig damit, auch einmal etwas zu beizutragen, doch ich hatte zunächst gar keine Lust dazu. Kurze Zeit später setzte ich mich dann aber mit dem Thema “Blog” auseinander und beschloss, etwas in der Kategorie Witz, Humor, Satire aufzuziehen, weil ich früher schon mal etwas im Bereich Satire gelesen und selbst verfasst hatte. Anregung holte ich mir bei der amerikanischen Satire-Zeitung “The Onion”, die ich persönlich sehr lustig finde. Am 28. Oktober 2008 legte ich schließlich einfach los, schnappte mir das Programm blogger.com. Anfangs lief das mit wenig Expertise, rein hobbymäßig, ohne große Planung. Da ich noch wenig technikaffin war, fiel das Design dementsprechend sparsam aus, aber zunächst hatte ich sowieso nicht vor, das Ganze groß aufzuziehen. So hat es auch Monate gedauert, bis mich und mein Blog überhaupt mal jemand wahrgenommen hat – und nun sind es so viele Leser. Das ist toll.

Was und welche Zielgruppen wollen Sie damit erreichen?
Einen speziellen Adressaten hatte und habe ich nicht im Kopf. An und für sich ist “Der Postillon” eine Tageszeitung für jedermann beziehungsweise habe ich festgestellt, dass er einfach viele Menschen anspricht. Humor ist universell. Ich gehe auch davon aus, dass die meisten meiner Leser politisch und gesellschaftlich interessiert sind, wenn sie dieses Angebot aufrufen.

Postillon Screenshot

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Wie haben Sie reagiert, als Sie von der Nominierung erfuhren?
Zuhause bin ich angerufen worden und habe mich über die Nominierung gefreut. Zugegebenermaßen hatte ich schon eine gewisse Ahnung davon gehabt, dass ich vorgeschlagen worden war, als der Anruf von Grimme kam. Ich möchte auch gar nicht ausschließen, dass ich mich selbst vorgeschlagen habe. Klar, der Grimme Online Award war mir ein Begriff, schließlich halte ich mich auf dem Laufenden, was die Internet-Szene betrifft. Letztes Jahr hatte ich ja auch einen Artikel dazu geschrieben, wie die Webseite Youporn einen Grimme Online Award gewonnen hat, weil sie total beim Englischlernen hilft. Insgesamt finde ich solche Auszeichnungen natürlich toll, ist eine interessante Sache. Dennoch nehme ich das ganze Drumherum vielleicht nicht ganz ernst wie andere, zumindest ist das nicht der Antrieb meiner Arbeit.

Was bedeutet die Nominierung für die zukünftige Entwicklung Ihres Angebots?
Tatsächlich bin ich gerade, unabhängig von der Nominierung, am Umdenken und Verändern. Ich möchte noch ein paar mehr freie Mitarbeiter einstellen, weil sich unser Angebot momentan massiv ausweitet und die Arbeit natürlich damit ansteigt. Ich möchte und kann nicht alles selbst schreiben. Eventuell weiten wir auch Gastbeiträge aus, die  z.T. schon integriert wurden. Was wir uns wünschen und woran wir auch fest glauben, ist, dass der Postillon es mal ins normale Fernsehen schafft. Mit dem YouTube-Kanal “Postillon24” haben wir bereits erste Ansätze in diese Richtung gemacht.

Weitere Statements der anderen Nominierten finden Sie hier.


1 Comment

Jefferey V. Atkins · 25. November 2013 at 13:34

Es ist charakteristisch für Ironie und Satire, dass sie sich auf einem schmalen Grat zwischen intelligentem Humor und plattem Ulk bewegen. Der Postillon jedoch hält seit Jahren unbeirrt Kurs. Der Kopf hinter dem Angebot wird dabei unterstützt von seinem kommentierenden Publikum, das wie er den Ton trifft und als Community eine hohe Qualität garantiert. Wo keiner sich ernst nimmt, haben Trolle keine Chance.

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