Licht im Presse-Dschungel

Veröffentlicht von Rebekka Martin am

Screenshot “Pressekompass”

Das bietet der “Pressekompass”. Hier werden verschiedene Standpunkte in den Medien abgeglichen und Positionen herausgearbeitet. Für den User ist ein nützliches und visuell schnell erfahrbares Tool entstanden, um zur eigenen Meinungsbildung anzuregen. Die Gründerin, Pia Frey, erzählt, wie es zur der Idee kam und was das Team für die Zukunft bereit hält.

Sind Sie von der Nominierung überrascht worden oder haben Sie Ihr Angebot selbst vorgeschlagen?

Das war der coolste Anruf, den ich in den letzten Monaten bekommen habe. Der hat mich wirklich aus den Socken gehauen. Ich hätte, als wir vor gut einem Jahr damit angefangen haben, nicht gedacht, dass wir nach so kurzer Zeit schon eine so prestigeträchtige Nominierung erhalten. Das allein ist eine große Auszeichnung.

Wie ist Ihr Angebot entstanden?

Der Auslöser waren Gespräche zwischen meinem Bruder und mir über Beobachtungen, die wir in unserem Bekanntenkreis gemacht haben. Uns ist aufgefallen, dass viele unserer eigentlich interessierten, gut ausgebildeten Freunde immer oberflächlicher informiert sind und das aus einer Resignation heraus. Diese Datenflut von Themen, Medien und Meinungen gibt Vielen das Gefühl, ihr nicht gewachsen zu sein. Weniger Durchblick bedeutet auch weniger eigene Meinung. Aber jeder sollte sich eine Meinung zum politischen Tagesgeschehen bilden können, sonst driftet es in eine „Alles egal“-Haltung ab. Uns hat diese Erkenntnis zu dem Schluss geführt, dass wir ein Format ins Leben rufen müssen, das für Debatten einen interaktiven Überblick verschafft und den Dschungel lichtet. So entwickelte sich die Idee und wir sind damit im Januar 2013 gestartet.

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus und wer ist daran beteiligt?

Pia Frey Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Pia Frey
Foto: Grimme-Institut / Arkadiusz Goniwiecha

Das Kernteam besteht aus sechs Personen. Dazu gibt es einen Pool von 10-15 freien Autoren. Die Redaktion scannt die Nachrichten und arbeitet die Kern-Debatten heraus. Wir wollen ganz bewusst die Menge nicht ausufern lassen, da wir uns auch als Cherrypicker der wichtigen Themen verstehen. Das ist der erste Teil der Arbeit. Anschließend geht es darum, das Debattenspektum zu analysieren. Dazu scannen die Autoren und wir ungefähr 40-50 der wichtigsten deutschen und internationalen Medien und Blogs. Wir filtern die Positionen heraus, die sich gegenüberstehen. Die interessantesten Beiträge und pointiertesten Argumente werden dann zusammengefasst und in einem Kompass verortet. Wir haben selbstfinanziert gestartet und finanzieren uns langfristig über unsere Kooperationen. Unseren Partnern stellen wir dabei unsere Inhalte und das Tool zur Verfügung. Wir haben mit dem “Pressekompass” eine Software entwickelt, die eine neue Form des User-Engagements ermöglicht und eine neue Art der Interaktion bietet. Da wir uns als meinungsbildendes Medium verstehen, wollten wir die Schwelle, die eigene Meinung zu teilen, so niedrig wie möglich halten. Wir haben Engagement-Raten von durchschnittlich 20-30 Prozent. Das ist für uns ein toller Erfolg und zeigt uns, dass wir zur Meinungsbildung anregen. Wir möchten die Grenze zwischen Leser und Empfänger verkleinern und eine Alternative zur klassischen Kommentarspalte bieten. Kurz gesagt visualisieren wir Debatten um Übersicht zu geben, Meinung zu bilden und Interaktion schaffen.

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Was wünschen Sie sich für die Zukunft, im Hinblick auf das Projekt?

Der erste Punkt sind Weiterentwicklungen des Tools, die eine noch vielfältigere Darstellung von Meinungsbildern bieten. Der Kompass ist nur eine Art, ein Debattenspektrum zu veranschaulichen. Aus diesem Grund wollen wir den Kompass visuell und funktionell weiterentwickeln und andere Darstellungsmöglichkeiten erdenken, die den Themen gerecht werden. Da arbeiten wir zum Beispiel an einer Meinungswaage, einem Meinungsthermometer und an Auswertungsfunktionen der Meinungsbilder. Wenn etwa 10.000 Leser Ihre Meinung zu einem Thema abgeben, ist das schon ein repräsentatives Meinungsbild, das es wert ist, veröffentlicht zu werden.


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