Netzpolitik: so relevant wie nie

Veröffentlicht von Rebekka Martin am

Screenshot “Netzpolitik”

NSA, ACTA oder Netzneutraliät: Bei netzpolitik.org wird seit über zehn Jahren umfassend über netzpolitisch relevante Themen berichtet. Überwachung – ein hochbrisantes aktuelles Thema. Markus Beckedahl gründete netzpoltik.org, als der NSA-Skandal kaum einen interessierte. Inzwischen gibt es eine feste Redaktion und viele freie Autoren, die Berichte und Kommentare liefern oder Videos und Podcasts produzieren. Hier berichtet er über die Zielsetzung und Entwicklung seiner Arbeit. Und weshalb netzpolitik.org auch dann am Ball bleibt, wenn die Themen nicht mehr auf der Medien-Agenda stehen.

Sind Sie von der Nominierung überrascht worden oder haben Sie ihr Angebot selbst vorgeschlagen?

Wir sind sehr überrascht und freuen uns, dass wir nachnominiert wurden. Wir waren bei der ersten Bekanntgabe gar nicht dabei. Außerdem war netzpolitik.org schon einmal 2008 nominiert, und wir wussten nicht, dass eine zweite Nominierung überhaupt möglich ist.

Wie ist Ihr Angebot entstanden?

Einer der Gründe, weshalb “netzpolitik.org” um 2002 herum gestartet wurde, war wahrscheinlich der NSA-Skandal. Den gab es auch schon damals – hat aber niemanden interessiert. Zu der Zeit bin ich viel zu internationalen Konferenzen oder zum Europaparlament gereist. Von dort aus führte ich tagebuchmäßig das Blog. Die aktuelle Version als kuratierendes Medium für Netzpolitik startete ich dann genau vor genau 10 Jahren. Die Idee dahinter war, netzpolitische Geschehnisse und Themen ein einem Ort zusammenzufassen.

Markus Beckedahl

Markus Beckedahl

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus und wer ist daran beteiligt?

Unsere feste Redaktion besteht mittlerweile aus drei Personen und einer Praktikantin. Zusätzlich bloggen 15 Personen – entweder ehemalige Praktikanten oder Menschen die Experten auf ihrem Gebiet sind. Sie nutzen netzpolitik.org als Veröffentlichungs-Plattform zur Kommentierung von politischen Ereignissen. Die Autoren leben in unterschiedlichen Städten und haben verschiedene Biorhythmen. Insofern haben wir nicht diesen klassischen Alltag – Beiträge gehen zu jeder Tages- und Nachtzeit ein. Wir sind also also eher eine virtuelle Redaktion. Die Schwerpunkte liegen aber in Berlin sowie in Brüssel, wo auch viele Blogger sitzen. Die feste Redaktion hat ihren Sitz in Berlin, wo in einem Büro Vollzeit gearbeitet wird. Um das alles finanzieren zu können, haben wir eine Menge herumexperimentiert. Seit einem Jahr wird die Hälfte unserer Ausgaben durch freiwillige Spenden von unseren Leserinnen und Lesern gedeckt und wir sind inzwischen abgesichert. Es gab vor einiger Zeit Überlegungen eine Paywall einzurichten, aber wir wollten die Zugänglichkeit für alle erhalten. Weil es keinen Werbemarkt für uns gibt, konnten wir netzpolitik.org nicht allein dadurch finanzieren. Dass nun die Hälfte des benötigten Budgets mithilfe unserer Leserinnen und Lesern gesichert ist, macht uns unabhängig und stolz. Wir verkaufen darüber hinaus auch Anzeigenplätze an Unternehmen, die diese monatlich datenschutzfreundlich, unabhängig von sogenannten Adservern, bei netzplotik.org buchen können. Neben diesen zwei Haupterlösquellen, hält man natürlich ab und zu Vorträge, gibt Workshops oder schreibt Gastbeiträge. So können die Ausgaben und die festen Gehälter plus Praktikantin finanziert werden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Wir begleiten seit zehn Jahren das entstehende und wachsende Themenfeld Netzpolitik. Das Gebiet hat mittlerweile solche Dimensionen erreicht, dass wir es im Moment gar nicht mehr wirklich schaffen, alle relevanten Sachverhalte und Vorgänge zu beschreiben, einzuordnen und zu kommentieren, um unseren Leserinnen und Leser einen umfassenden Überblick zu bieten. Insofern hoffen wir, dass wir unsere Redaktion noch weiter ausbauen können. Wir wollen vor allem auch dann weiter berichten, wenn Themen gerade nicht massenkompatibel sind und alle anderen Medien das Interesse daran verloren haben. Es gibt da zwei Beispiele: ACTA war jahrelang Gegenstand unserer Berichterstattung. Wir waren das einzige Medium, das allumfassend informiert hat – bis das Thema irgendwann durch die Decke ging und alle draufgesprungen sind. Wir haben über den NSA-Skandal berichtet, da war Edward Snowden noch gar nicht bei der NSA. Für uns gibt es viele wichtige Themen, die wir nicht fallen lassen wollen, weil sie gerade vielleicht nicht besonders klickreich sind. Davon wollen wir uns nicht abhängig machen.

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1 Comment

Martin Sommer · 11. Januar 2015 at 09:33

Das die Medien im Netz immer mehr an Bedeutung gewinnen ist klar. Denn das Internet an sich nimmt ja auch einen immer wichtigeren Platz in unserem Leben ein. Doch ich finde, dass hier auch eine große Gefahr lauert. Denn die News im Netz verbreiten sich innerhalb von Sekunden. Der Verbraucher kann noch weniger nachvollziehen, wer die Nachrichten geschrieben hat. Die Beeinflussung der Verbraucher ist meiner Meinung nach noch intensiver als in den anderen bekannten Medien.

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