Genossenschaftsjournalismus

Veröffentlicht von Interviews Nominierte 2018 am

Screenshot: Website "RiffReporter"
Screenshot: Website "RiffReporter"
Screenshot: Website “RiffReporter”

Ausführliche und fundierte Wissenschafts- und Bildungsartikel von freien Journalisten mit großer Expertise über Ornithologie bis hin zur Astronomie. Das finden Leserinnen und Leser im Webjournal der “RiffReporter”, gegründet von Tanja Krämer und Christian Schwägerl. Das besondere hierbei: Die “RiffReporter” sind eine eingetragene Genossenschaft, das heißt, jeder Genosse und jede Genossin hat Mitspracherecht. Zudem geht ein großer Teil der Einnahmen von der Leserschaft und Unterstützerinnen und Unterstützern an die Autorinnen und Autoren.

“RiffReporter – die Genossenschaft für freien Journalismus eG” ist für den Grimme Online Award 2018 in der Kategorie Wissen und Bildung nominiert. Mitbegründerin Tanja Krämer redet im Interview über die Ziele, Baustellen und “Korallen” der “RiffReporter”.

Welche Idee steckt hinter den Namen “RiffReporter”?

Also Riffreporter kommt von dem Begriff Korallenriff. Korallenriffe sind sehr vielfältige und bunte Ökosysteme, die von Kooperationen aber auch von Konkurrenz geprägt sind. Alle zusammen bilden aber ein großes funktionierendes Ganzes. Wir finden, dass es eine sehr schöne Metapher ist.

Welches Ziel verfolgt ihr mit eurem Angebot?

Wir erhoffen uns von unserem Projekt, dass wir freien Journalisten Nischen bieten, in denen Sie ihre Expertisen sichtbar machen können. Es sollen Kooperationen stattfinden und eine gemeinsame Plattform geschaffen werden, auf der man wachsen kann. Die “RiffReporter” können also eigenständige Angebote direkt für Leser veröffentlichen, die ihre Projekte und Themen gut finden und dementsprechend auch unterstützen wollen.

Wie sind die “RiffReporter” organisiert?

Die RiffReporter sind als Genossenschaft organisiert. Wir haben diese Form gewählt, weil es uns total wichtig war zu vermitteln, dass das Angebot allen gehört – also allen Mitgliedern, den Autoren aber auch den Lesern. Jeder, der Anteile in der Genossenschaft zeichnet, ist Teilhaber. Die publizierenden Autorinnen und Autoren  sind dann auch zusätzlich stimmberechtigte Mitglieder. So signalisieren wir, dass das hier ein Projekt von freien Journalisten für freie Journalisten ist.

Tanja Krämer, Mitbegründerin von “RiffReporter”, vor einem Rollup des Grimme Online Award; Foto: Rainer Keuenhof/Grimme-Institut

Tanja Krämer, Mitbegründerin von “RiffReporter”; Foto: Rainer Keuenhof/Grimme-Institut

Wie wird euer Angebot im Allgemeinen aufgenommen?

Sehr positiv. Wir haben jede Woche neue Autorenanfragen und inzwischen 60 Autorinnen und Autoren die hier als Genossen mitmachen. Wir haben das Gefühl, dass es viele freie Journalistinnen und Journalisten gibt, die wirklich Lust haben, sich ausprobieren und auch innovative Projekte selbst umsetzen wollen. Das Besondere ist, dass sie das bei uns auch im Team machen können, weil wir solche Projekte gerne unterstützen. So etwas wünschen sich auch viele freie Journalistinnen und Journalisten, da sie oft vereinzelt unterwegs sind. Einer unserer aktivsten “Korallen” – so nennen wir unsere Angebote – sind die Flugbegleiter bestehend aus zehn Journalistinnen und Journalisten, die über Ornithologie und Umweltschutz berichten. Ihr Angebot wird von den Lesern sehr positiv aufgenommen. Es freut uns sehr, dass sie uns wirklich Feedback geben. Durch den Austausch mit den Lesern baut sich eine Community an Lesern auf und das haben wir uns immer erhofft.

Welche Baustellen müssen noch bei eurem Angebot angegangen werden?

Ach, wir haben tausend Baustellen. Wir sind natürlich noch nicht komplett finanziert und auch die Programmierung ist noch nicht abgeschlossen –  wir sind die ganze Zeit ein “Work in Progress”. Eine ganz zentrale Baustelle ist, dass wir immer noch bekannter werden  und alle davon in Kenntnis setzen müssen, dass wir Angebote haben, die es sonst in der Medienlandschaft aktuell gar nicht gibt.

Screenshot: Website "RiffReporter"

Screenshot: Website “RiffReporter”

Wie finanziert ihr euch?

Wir finanzieren uns aktuell aus drei Säulen: Da ist einmal eine mäzenatische Förderung, dann die Genossenschaftsanteile und zuletzt ein Anteil der Lesereinnahmen  Ganz wichtig für uns ist hierbei, den Anteil der Einnahmen der Leser für die Genossenschaft so gering wie möglich zu halten, da wir als Angebot von Freien für Freien möchten, dass ein großer Teil davon bei den Autorinnen und Autoren landet. Aber wir brauchen ganz klar mehr Genossen und deswegen freuen wir uns immer über jedes neue Mitglied in unserer Genossenschaft.

Ist das Projekt so angelaufen, wie ihr euch das vorgestellt habt?

Jeder, der schon gegründet hat, wird bestätigen, dass man überhaupt nicht weiß, was da auf einen zukommt. Es sind viele Dinge passiert, die wir vorher überhaupt nicht bedacht oder auch nicht vermutet hatten. Alleine der Prozess, als Genossenschaft anerkannt zu werden, hat neun Monate gedauert. Das hat uns natürlich zurückgeworfen. Aber letztendlich sind wir ganz zufrieden mit der Entwicklung und der Resonanz. Wir hoffen, dass es so positiv weitergeht. Zudem glauben wir, dass es viele Leserinnen und Leser gibt, die an ganz bestimmten spezifischen Themengebieten interessiert sind und freie Journalistinnen und Journalisten so eine vertiefende Berichterstattung, leisten können. Bisher gab es für sie keinen Ort, der eben diese Art von Bezahlung, Unterstützung und Gemeinschaft hat. Und genau da stehen wir jetzt gerade. Wir haben die Grundseine gelegt und jetzt geht es darum zu schauen, ob das Ganze auch funktioniert.

Das Interview führte Mine Aktas

Die Videos entstanden im Rahmen der medienpraktischen Seminare des Masterstudiengangs International Media Studies (IMS) der DW-Akademie.


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