Unsere Highlights 2018 – Money, Money, Money!

Veröffentlicht von Vera Lisakowski am

Ein Zehn-Euro-Schein und mehrere Münzen. Foto: Vera Lisakowski
Ein Zehn-Euro-Schein und mehrere Münzen. Foto: Vera Lisakowski
Ein Zehn-Euro-Schein und mehrere Münzen. Foto: Vera Lisakowski

Wir müssen reden! Über Geld. Mal wieder. Oder immer noch. Ein Highlight des Wettbewerbsjahres 2018 war für mich nämlich, dass unter den Nominierten zum Grimme Online Award doch einige waren, die ihre herausragenden Web-Projekte nicht als pures Hobby und mit Selbstausbeutung betreiben, sondern versuchen, sich oder zumindest das Projekt darüber zu finanzieren. Gar neue Finanzierungsmodelle überlegen.

So zum Beispiel die “RiffReporter”, sicher herausragend was innovative Finanzierung von Journalismus angeht. Wobei “innovativ” nicht “neu” bedeuten muss. Die “RiffReporter” organisieren ihre Gemeinschaft von freien Journalisten als Genossenschaft und können gemeinsam sowohl stärker auftreten als auch Prozesse zur Bezahlung vereinfachen. Auf der Seite können die Leser einzelne Themen – die Korallen – abonnieren und werden so garantiert mit fachkundigen Informationen von Experten auf ihrem journalistischen Gebiet versorgt. 

Publizistische Qualität im Abo

Boris Rosenkranz von "Übermedien"; Foto: Rainer Keuenhof/Grimme-Institut

Boris Rosenkranz von “Übermedien”; Foto: Rainer Keuenhof/Grimme-Institut

Die Bezahlung vereinfachen, das macht auch “Steady”, ein Bezahldienst, bei dem man einige der Nominierten finden kann. Die Medienkritik-Seite “Übermedien” hat hier rund 3.700 Abonnenten, die Macher Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz finanzieren sich und ihre Autoren darüber und können mit mehr Unterstützung immer mehr umfangreichere und intensivere, auch multimediale Berichterstattung leisten . Mit Abo kann man die Texte sofort lesen, für Nicht-Abonnenten werden sie aber nach ein paar Tagen frei geschaltet.

Auch der “Halbe Katoffl” Podcast und Raul Krauthausen sind bei “Steady” zu finden, bei ihnen reicht es sicher noch nicht für den Lebensunterhalt, ist aber ein Zuschuss zum regulären Einkommen. Nora Hespers und Rita Molzberger vom Podcast “Was denkst du denn?” mussten gar erst von Hörern darauf aufmerksam gemacht werden, dass man doch gerne den ein oder anderen Euro für einen Kaffee da lassen würde. Auch ihnen kann man aber jetzt eine Spende über “Steady” zukommen lassen.

Screenshot: Website "Crowdspondent"

Screenshot: Website “Crowdspondent”

Von der Crowd zu Fans

Mit “klassischem” Crowdfunding, also einer projektbezogenen Finanzierung auf ein Ziel hin, arbeiten die beiden Macherinnen von “Crowdspondent”. Lisa Altmeier und Steffi Fetz fragen ihre Crowd, was ein Thema sein könnte und was die Nutzer daran interessiert. Und dann bitten sie um das Geld, um diese Recherche auch durchführen zu können. Das hat schon für Berichterstattung aus Brasilien, Deutschland, Japan oder Griechenland gereicht.  

Einen weiter gefächerten Weg geht das Magazin “Edition F”, bei dem von Anfang an zum publizistischen auch immer ein Finanzierungskonzept mitgedacht wurde. Neben Werbung, Native Advertising und einer Jobbörse bieten sie aktuell eine Jahresmitgliedschaft in der “Female Future Force” an, einer Coaching-Plattform für junge Frauen. Genauso gehören Events zum Portfolio, so gibt es von der “Female Future Force” eine Konferenz nur für Frauen.

Geld her!

Auch in den letzten Jahren gab es Projekte unter den Nominierten und Preisträgern, die Leser unterstützen können – so zum Beispiel das Portal für konstruktiven Journalismus “Perspective Daily”, “Piqd”, die Netz-Inhalte kuratieren, das Recherche-Kollektiv “Correctiv”, “tell”, das Magazin für Literatur und Zeitgenossenschaft, den philosophisch-soziologischen Podcast “Soziopod”, das Blog “Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber”, “Augen geradeaus”, das Blog zu Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, das Theater-Magazin “Nachtkritik” und und und. All diesen Publikationen ein Abonnement oder eine Spende zukommen zu lassen, kann sich wohl niemand leisten. Wenn ich aber regelmäßig eine bestimmte Publikation im Netz lese, höre, ansehe, und mich gut informiert oder unterhalten fühle, bin ich gerne bereit, etwas Geld da zu lassen. Für mich ist das Jahresende immer ein guter Zeitpunkt, auch darüber Bilanz zu ziehen – und schnell noch ein paar Euro zu verteilen. Das müssen übrigens nicht unbedingt nur unsere Nominierten und Preisträger sein. Wenn es gute publizistische Arbeit, möglicherweise auch nur ein herausragender Service, ist, überlege ich mir, dass sich da jemand verdammt viel Mühe macht – und die sollte honoriert werden.

Ein Forschungsprojekt des Grimme-Forschungskollegs an der Universität zu Köln beschäftigt sich mit der Finanzierung von Journalismus im Netz. 


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